Keuchhusten wird durch Bordetella pertussis, ein toxinproduzierendes, aerobes, gramnegatives Bakterium, verursacht. Die Infektionskrankheit zählt zu den klassischen Kinderkrankheiten und ist hochansteckend.
Eine ähnliche, mildere Symptomatik kommt bei Infektionen mit Bordetella parapertussis vor. Eine Erkrankung hält über Wochen bis Monate an und durchläuft, insbesondere bei Kleinkindern, klassischerweise 3 Stadien.
Nach Infektion besteht zunächst Immunität, die sich allerdings nach wenigen Jahren abschwächt, sodass Reinfektionen möglich sind.
INKUBATIONSZEIT UND INFEKTIOSITÄT
Die Inkubationszeit beträgt 9 bis 10 (maximal 6 bis 20) Tage. Die höchste Infektiosität besteht zu Beginn im Stadium „catarrhale“ und endet etwa 3 Wochen nach Beginn des Stadiums „convulsivum“.1 Eine wirksame Antibiotikatherapie ist nur bis zu 3 Wochen nach Beginn der Hustensymptomatik sinnvoll; 5 Tage nach Therapiebeginn besteht dann keine Infektiosität mehr.2
EPIDEMIOLOGIE
Nach Einführung der aktiven Impfung (Totimpfstoff) kam es zu einem deutlichen Rückgang der Infektionsfälle und der Sterblichkeit insbesondere bei Säuglingen und Kindern.
Die Erkrankung kommt aber weiterhin in allen Altersgruppen vor. Dem Robert Koch-Institut (RKI) werden jährlich ca. 12.000 Fälle gemeldet (Stand 2020). Inzwischen treten ca. 60 Prozent aller Infektionen bei ≥ 18-Jährigen auf.
Dies ist teilweise auf eine fehlende Umsetzung der empfohlenen Auffrischimpfung im Erwachsenenalter zurückzuführen. Pertussis kommt ganzjährig vor, aber verstärkt in den Herbst- und Wintermonaten.1
Aktuell verzeichnet das RKI einen erheblichen Anstieg der Keuchhustenfälle im ersten Halbjahr 2024.3
KLINIK
Im ersten Stadium „catarrhale“ (1 bis 2 Wochen) tritt eine Erkältungssymptomatik mit leichtem Husten und Schnupfen auf. Fieber fehlt oft oder ist allenfalls mäßig. Das Stadium „convulsivum“ ist durch charakteristische Hustenanfälle („Stakkatohusten“) geprägt. Diese Symptomatik hält 2 bis 4 Wochen an und wird oft als sehr quälend empfunden, da sie gehäuft nachts auftritt und bis zum Erbrechen führen kann.
Im Rahmen der Hustenattacken ist insbesondere bei Kindern ein inspiratorisches Pfeifen zu hören, daher auch der Begriff „whooping cough“ im englischen Sprachraum. Bei Säuglingen und Kleinkindern kommen Atemstillstände (Apnoe) vor, die zum Tod führen können. Weitere Komplikationen sind bakterielle Superinfektionen (vor allem Pneumonie, seltener Otitis, Sinusitis), Inkontinenz, Hernien, Rippenfrakturen sowie subkonjunktivale, in seltenen Fällen auch zerebrale Blutungen.1
Das Stadium „decrementi“ (1 bis 2 Wochen) ist durch ein allmähliches Abklingen der Beschwerden gekennzeichnet.1 Bei Reinfektionen (Erwachsene und Jugendliche) weichen die Verläufe oft von der klassischen Beschreibung ab und in der Regel zeigen sich mildere Symptome.
IMPFUNG
Mit Einführung der Impfung sind schwere Komplikationen (insbesondere Atemstillstände) sehr selten geworden. Der Impfschutz ist nicht dauerhaft, daher werden Auffrischimpfungen empfohlen. Um Neugeborenen einen Nestschutz zu ermöglichen, wird in der Schwangerschaft die Überprüfung des Immunschutzes (IgG) und ggf. eine Auffrischimpfung empfohlen.4, 5
Impfdurchbrüche kommen vor, typischerweise handelt es sich um milde, atypische Verläufe (wie bei Reinfektion), zum Beispiel mit lang anhaltendem Husten. Daher sollte bei prolongiertem Husten > 14 Tage differenzialdiagnostisch immer auch an eine Infektion mit B. pertussis (und B. parapertussis) gedacht werden.2
DIAGNOSTIK
Die Diagnostik ist abhängig vom Krankheitsstadium. Bei Verdacht auf akuten Keuchhusten (bis 3 Wochen nach Beginn des Hustens) ist der Direktnachweis mittels PCR aus tiefen Nasopharyngealabstrichen möglich, alternativ aus anderen respiratorischen Materialien wie Tracheal- oder Bronchialsekret. Bei Säuglingen sollte aufgrund der maternalen Antikörper der Direktnachweis angestrebt werden.
2 bis 3 Wochen nach Primärinfektion können im Zuge der Serokonversion auch Antikörper gegen B. pertussis-Toxin nachgewiesen werden. Eine B. pertussis-Infektion ist gemäß § 7 Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig (Direktnachweis mittels PCR, IgG-Antikörpernachweis gegen B. pertussis-Toxin mit einem Titer >100 mg/dl und Nachweis einer Serokonversion). Der Krankheitsverdacht ist nach § 6 IfSG meldepflichtig.
THERAPIE
Bei Nachweis von B. pertussis und Husten ≤ 3 Wochen ist eine antibiotische Therapie sinnvoll, da sie die Infektiosität beendet und Dauer sowie Ausprägung der Hustensymptomatik reduzieren kann. Mittel der Wahl ist Azithromycin, alternativ kann Cotrimoxazol eingesetzt werden.
Bei Fragen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung:
Dr. med. Roger Grosser
FA für Laboratoriumsmedizin
FA für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie
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Dr. med. Falitsa Mandraka, MME
FÄ für Innere Medizin und Infektiologie
FÄ für Innere Medizin
Tel.: 0221 940 505 366
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Mohammed Abdelbaky
FA für Laboratoriumsmedizin
Tel.: 0221 940 505 619
E-Mail: m.abdelbaky@wisplinghoff.de
Quellen
- Robert Koch-Institut: RKI-Ratgeber Keuchhusten (Pertussis). Erstveröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin Oktober 43/2001, überarbeitete Fassung vom November 2017. Online abrufbar unter: www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Pertussis.html
- Cornia P, Lipsky BA (2024): Pertussis infection: Epidemiology,microbiology, and pathogenesis. In: UpToDate. Givens J, Bond S (Ed). Accessed May 31, 2024.
- Robert Koch-Institut: Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten. Epidemiologisches Bulletin 26/2024.
- Vygen-Bonnet S et al. (2020): Safety and effectiveness of acellular pertussis vaccination during pregnancy: a systematic review. BMC Infect Dis. 20(1):136.
- Robert Koch-Institut: Impfkalender (Standardimpfungen) für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene; 2024. Online abrufbar unter: www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Aktuelles/Impfkalender.pdf