Hämato-Onkologie
Hämato-Onkologie
Das Labor Dr. Wisplinghoff hat in den letzten Jahren die hämato-onkologische Spezialdiagnostik ständig erweitert, um Ihnen ein umfassendes Analysenspektrum sowie eine effiziente Stufendiagnostik aus einer Hand — und in enger Abstimmung mit dem Einsender — anbieten zu können.
Stufendiagnostik in der Hämato-Onkologie
Die differenzialdiagnostische Einordnung und prognostische Abschätzung der hämato-onkologischen Erkrankungen nach den aktuellen Richtlinien der WHO, der DGHO und des „European Leukemia Net“ stellen hohe Anforderungen an die labormedizinische Spezialdiagnostik. Die Klassifizierung eines Lymphoms oder einer Leukämie erfolgt stufendiagnostisch, ausgehend von der Zellmorphologie über die Immunphänotypisierung bis hin zur Zytogenetik/Fluoreszenz in-situ Hybridisierung (FISH)-Analytik und Molekularbiologie.
1. Stufe: Morphologie
An erster Stelle der Stufendiagnostik steht nach wie vor die zytomorphologische Beurteilung inkl. der histologischen Färbemethoden wie Eisenfärbung, Peroxidasefärbung etc.
Diese geben erste Hinweise auf eine hämatologische Grunderkrankung und sind wegweisend für das weitere Vorgehen. Bei auffälligem Befund, z. B. dem Nachweis atypischer Lymphozyten oder Blasten, kann zur Befundsicherung und weiteren Differenzierung eine Immunphänotypisierung angeschlossen werden.
2. Stufe: Immunphänotypisierung
Bei unklarem morphologischen Befund oder nur geringer peripherer Ausschwemmung bzw. KM-Infiltration ist die Immunphänotypisierung häufig die entscheidende Untersuchung zum Nachweis einer Klonalität.
Die Auswahl des Antikörperpanels erfolgt unter Berücksichtigung des morphologischen Befundes. Mit Durchflusszytometern der neuen Generation ist die Messung mehrfach markierter Zellen mit bis zu 10 fluoreszenz-markierten Antikörpern möglich. Die simultane Erfassung mehrerer Oberfächenantigene bzw. „Mehrfachfärbung“ erhöht die Spezifität und Sensitivität der Analyse, deren Ergebnis in der Regel noch am Tag des Probeneingangs vorliegt.
Die durchflusszytometrische Analyse ermöglicht einerseits die Festlegung der Linienspezifität (lymphatisch oder myeloisch; B-, T- oder NK-Zelle), andererseits die Subtypisierung der malignen Zellen (z. B. CLL oder Mantelzell-Lymphom) unter Einbezug des Klonalitätsnachweises.
Anhand des bei Erstdiagnose ermittelten Antigenexpressionsmusters können Leukämie- und Lymphomzellen im weiteren Verlauf oder unter Therapie kontrolliert und ggf. eine minimale residuelle Resterkrankung (MRD) aufgespürt werden.
Weitere Anwendungsgebiete der Immunphänotypisierung sind das CD34-Stammzellmonitoring und die PNH-Diagnostik mit direkter Bestimmung der GPI-Anker über die Bindung an Fluoreszenz-Aerolysin. Des Weiteren ist die Abklärung einer Sphärozytose mit dem EMA-Test, der die Bindung von Eosinmaleinimid (EMA) an die Erythrozytenmembran untersucht, möglich.
3. Stufe: Zytogenetik
Die Immunphänotypisierung ist häufig richtungweisend für die zytogenetische Anschlussdiagnostik, mit welcher therapierelevante Aussagen getroffen werden können.
Die klassische zytogenetische Analyse ermöglicht eine vollständige Karyotypisierung und damit auch den Nachweis komplex aberranter Karyotypen.
Diese Methode hat unter anderm auch bei den lymphatischen Neoplasien, vor allem bei der CLL, zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die gezielte Suche nach einzelnen Aberrationen, z. B. der Translokation t(11;14) beim Mantelzell-Lymphom oder der Translokation t(14;18) beim follikulären Lymphom erfolgt mittels Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) unter Verwendung spezifischer Gensonden.
4. Stufe: Molekularbiologie
Einzelne Mutationen bzw. bestimmte Genabschnitte werden schließlich durch molekularbiologische Verfahren mittels PCR und gegebenenfalls Sequenzierung erfasst. In der Diagnostik myeloproliferativer Neoplasien (MPN) werden molekulargenetische PCR-Verfahren zur Abklärung der bcr-abl- und jak2-Mutation schon in der Routinediagnostik eingesetzt; die Resultate sind innerhalb kurzer Zeit verfügbar. Die bcr-abl-PCR findet nicht nur Anwendung in der Erstdiagnose der CML, sondern als quantitative Methode auch im weiteren Monitoring der Erkrankung.
Bei fehlendem Ansprechen einer CML-Therapie mit dem Tyrosinkinaseinhibitor Imatinib bzw. „Imatinib-Resistenz“ kann die zugrunde liegende Mutation in der Kinasedomäne von BCR-ABL mittels Gensequenzierung abgeklärt werden.
Bei der CLL dient die Sequenzierung des IgVH-Gens der Abgrenzung einer sog. „hypermutierten“ von einer „unmutierten“ CLL mit eher ungünstigem Krankheitsverlauf.
Zur besseren Befundabklärung und zur genaueren prognostischen Einteilung der hämato-onkologischen Erkrankungen sind wir ständig bemüht neue genetische Marker (z. B. Calretikulin-Mutationen bei JAK2- und MPL-negativen Patienten mit Primärer Myelofibrose (PMF) und Essentieller Thrombozythämie (ET), BRAFV600E bei der Haarzellleukämie, tet2-Mutation beim MDS, etc.) in unser Analysespektrum aufzunehmen.