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Gerinnung: HIT-4T-Score
Die Heparin-induzierte Thrombozytopenie (HIT) Typ II ist eine unerwünschte Medikamentenwirkung nach Gabe von unfraktioniertem Heparin. Es bilden sich Antikörper gegen einen Komplex aus Plättchenfaktor 4 (PF4) und Heparin. Der Komplex aktiviert Thrombozyten und es kann zu thrombembolischen Komplikationen kommen. Der infolgedessen vermehrte Verbrauch und Abbau von Thrombozyten führt zur Thrombozytopenie. Die Diagnose der HIT ergibt sich aus der Klinik des Patienten (Thrombose und Thrombozytopenie) im definierten zeitlichen Abstand zur Gabe von Heparin und nach Ausschluss weiterer Ursachen für eine Thrombozytopenie (zum Beispiel EDTA-induzierte Pseudothrombozytopenie).
Labordiagnostisch wird bei Verdacht auf HIT neben der Thrombozytenzählung im EDTA- und Citratblut die Durchführung eines ELISAs, der Antikörper gegen den PF4-Heparin-Komplex nachweist, empfohlen. Bei positivem ELISA sollten weitere Bestätigungstests (z. B.: IgG-spezifischer ELISA; HIPA: Heparin-induzierte Thrombozytenaggregation) zur Sicherung der Diagnose veranlasst werden.
Die Diagnose einer HIT II darf nur aus der Kombination von klinischen und labordiagnostischen Kriterien gestellt werden.
Der HIT-4T-Score (4 Ts = Thrombocytopenia, Timing, Thrombosis and the absence of o-T-her explanations) dient zur Einschätzung der klinischen Wahrscheinlichkeit, dass eine HIT vom Typ II vorliegt, noch bevor die definitive Diagnostik (ELISA, HIPA) erfolgen kann. Er besitzt dabei einen sehr hohen negativ-prädiktiven Wert, das heißt, bei niedrigem Score (< 4) ist die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer HIT Typ II beim untersuchten Patienten sehr gering. Der positive Vorhersagewert ist jedoch eher gering, sodass ein hoher Score unbedingt durch weitere laborchemische Untersuchungen bestätigt werden sollte.
Literatur:
Lo GK et al. Evaluation of pretest clinical score (4 T’s) for the diagnosis of heparin-induced thrombocytopenia in two clinical settings. J Thrombosis and Haemostasis 2006; 759-765