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Myotonia congenita (Typ Thomsen; Typ Becker) – OMIM 160800; 255700

  • Parameter
  • Methode
  • Material
  • Einheit/Referenz

Erbgang

autosomal-dominant/ rezessiv

Klinische Bedeutung

Myotonia congenita ist eine erbliche Myopathie mit verzögerter Erschlaffung der Skelettmuskulatur. Kräftige, willkürliche Muskelaktionen werden mit einer ausgeprägten Steifheit (z. B. Wadenkrampf) beantwortet, die eine unmittelbar folgende Bewegung hemmt und somit als Aktionsmyotonie definiert wird. Die Ausprägung der Symptome variiert, wie auch die Vererbungsmechanismen: Man definiert eine autosomal-dominante Myotonia congenita Thomsen, bei der Betroffene bereits ab der Geburt Frühsymptome, wie z. B. Saugschwierigkeiten oder „stillstehende“ Gesichtszüge nach dem Weinen, zeigen. Weiterhin definiert man eine autosomal-rezessiv vererbte Myotonia congenita Becker, die meist zwischen dem 4. und 12. Lebensjahr beginnt und vergleichsweise stärker ausgeprägte Symptome zeigt. Beiden Erkrankungsformen liegen allelische Mutationen im CLCN1-Gen für den Chloridkanal Clc-1 im Skelettmuskel zugrunde. So sind ca. 10 Mutationen beschrieben, die einen sog. dominant-negativen Effekt auf den Chloridkanal ausüben. Aber neben ca. 45 Mutationen, die einem klaren autosomal-rezessiven Erbgang mit zwei nachgewiesenen Mutationen folgen, gibt es als Besonderheit auch ca. 10 Mutationen, die sowohl einem autosomal-dominanten als auch einem autosomal-rezessiven Erbgang mit intermediärer Klinik folgen. Erklärt wird dies mit dem unterschiedlichen Effekt der Mutationen auf den Chloridkanal. Da der Chloridkanal als Homodimer vorliegt, d. h. 2 Moleküle den eigentlichen Kanal bilden, geht man davon aus, dass eine dominante Mutation einen dominant-negativen Effekt, also aktive Dysregulierung des Chloridkanals bedingt, während die rezessiven Mutationen einen loss-of-function-Effekt zeigen, also einen kompletten Ausfall des Kanals. Für diejenigen Mutationen, die nun beiden Vererbungsmechanismen folgen, wurde ein Model der Variation allelischer Expression publiziert, wonach der Vererbungsmechanismus davon abhängt, wie viel mutante Moleküle im Vergleich zu den normalen exprimiert werden. Ist die Expressionsrate des mutierten Gens doppelt so hoch wie das normale, so ist es ausreichend und zeigt den dominanten Effekt. Ist die Expressionsrate jedoch gleich oder leicht reduziert, so muss noch eine zweite Mutation im anderen Allel vorliegen, um einen klinischen Effekt zu erreichen.

Indikation

Myopathie der Skelettmuskulatur

Mutation

Mutationsspektrum in den getesteten Genabschnitten

Dauer der Untersuchung

1-2 Wochen

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