Sidebar

News

Zunahme von Pilzinfektionen mit Candida auris

Candida auris gehört zu den Hefepilzen und wurde erstmals 2009 in Japan nachgewiesen. Seither hat sich der Erreger weltweit ausgebreitet; in einigen Ländern wie Südafrika und Indien ist C. auris bereits endemisch. Besorgniserregend ist die Fähigkeit von C. auris, eine Resistenz gegenüber allen gängigen Antimykotikaklassen zu entwickeln und in Einrichtungen des Gesundheitswesens zu schwer einzudämmenden Ausbrüchen zu führen. Dazu trägt bei, dass C. auris ein großes Haftvermögen (Tenazität) aufweist und bestimmte Desinfektionsmittel (insbesondere quaternäre Ammoniumverbindungen) nicht wirksam sind. Ein Alleinstellungsmerkmal von C. auris im Gegensatz zu anderen Candida spp. ist zudem, dass der Erreger über Schmierinfektion effizient von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Aus diesen Gründen wurde C. auris von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf der Liste der gesundheitsgefährdenden Pilzspezies in die höchste Kategorie „kritisch“ eingestuft. Das klinische Spektrum reicht von einer asymptomatischen Kolonisierung bis zu verschiedenen, vor allem nosokomialen Infektionen (Blutstrominfektionen, Wundinfektionen, Katheter-assoziierte Infektionen), insbesondere bei Menschen mit schweren Grunderkrankungen.

Der Nachweis von C. auris kann aus allen Probenmaterialien über einen speziellen Pilz-Selektivagar mit anschließender Differenzierung mittels Massenspektrometrie (MALDI-TOF) erfolgen. Die neueren aktualisierten Datenbanken erlauben mittlerweile eine sichere Identifizierung und insbesondere sichere Abgrenzung zu anderen Candida spp..

C. auris ist in der Regel resistent gegenüber Fluconazol; die Empfindlichkeit gegenüber anderen Azol-Antimykotika (Voriconazol, Posaconazol, Isavuconazol) bleibt meist erhalten. Zum Teil zeigt sich in vitro eine reduzierte Sensibilität gegenüber Amphotericin B. Auch Resistenzen gegen Echinocandine sind bereits nachgewiesen worden und haben zuletzt, z. B. in den USA, deutlich zugenommen. Grundsätzlich ist C. auris in der Lage, eine Resistenz gegenüber allen gängigen Antimykotika zu entwickeln. Die Therapie sollte nach Resistogramm erfolgen. Die Bestimmung der minimalen Hemmkonzentration (MHK) von gängigen Antimykotika erfolgt üblicherweise mittels Bouillon-(Mikro)dilutionsverfahren. Bislang hat das European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing (EUCAST) aber wegen fehlender klinischer Behandlungsdaten noch keine Breakpoints zur standardisierten Interpretation der MHKs veröffentlicht.

In einigen Weltregionen hat C. auris bereits andere Candida spp. als Erreger nosokomialer Infektionen verdrängt. Aktuell sind die Fallzahlen in Deutschland im Vergleich zu anderen Weltregionen noch relativ niedrig. Das NRZMyk empfiehlt zur Zeit kein generelles Screening bei Patientinnen und Patienten aus Hochrisikoregionen, in definierten Bereichen könne dies aber sinnvoll sein. Seit Juli 2023 besteht eine Meldepflicht gemäß §7 IfSG für den Nachweis von C. auris aus Blut und primär sterilen Materialien und gemäß §6 IfSG bei Ausbrüchen.

Quellen: 
Du H, Bing J, Hu T, Ennis CL, Nobile CJ, Huang G (2020): Candida auris: Epidemiology, biology, antifungal resistance, and virulence. PLoS Pathog. 16(10):e1008921. doi.org/10.1371/journal.ppat.1008921. 

Robert Koch-Institut: Zunahme von Candida auris in Deutschland im Jahr 2023. Epidemiologisches Bulletin 18/2024. 

Deutsches Ärzteblatt (2019): Candida auris: Steckbrief eines neuen Pilzes.

EUCAST Definitive Document E.Def 7.4 (2023): Method for the determination of broth dilution minimum inhibitory concentrations of antifungal agents for yeasts. Hier verfügbar

EUCAST AFST Warning (19.04.2024): Antifungal susceptibility testing of amphotericin B – problems detected with several commercially available products. Hier verfügbar.