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Humanes Coronavirus MERS-CoV (Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus)

Der 65-jährige Deutsche, der sich auf der arabischen Halbinsel (Vereinigte Arabische Emirate, Abu Dhabi) vermutlich bei dem Besuch eines Tiermarktes mit dem MERS-Virus infiziert hatte, ist Anfang Juni 2015 in einem Krankenhaus verstorben. Die eigentliche MERS-Infektion hatte der Patient bereits überwunden; er starb an einer anderen Lungenerkrankung, die anschließend aufgetreten war. Er war Anfang Februar nach Deutschland zurückgekehrt.

Bisher sind in Deutschland drei Fälle einer MERS-CoV-Infektion aufgetreten, eine Ansteckungsgefahr besteht hierzulande nicht.

Situation in Südkorea und bisheriger Verlauf

Das Auftreten eines ausgedehnten Ausbruchs außerhalb der arabischen Halbinsel sorgt derzeit für Besorgnis: Seit Ende Mai meldeten die Behörden Infektionen in Südkorea, die nach der Rückkehr eines Infizierten von der arabischen Halbinsel aufgetreten waren. Bisher haben sich 161 Menschen in Südkorea infiziert (Stand: 17.6.2015), darunter medizinisches Personal, Familienangehörige, Mit-Patienten und deren Angehörige. 19 Patienten starben. Aus China wurde eine Infektion bei einem Patienten gemeldet, der zu einer infizierten Person in Südkorea Kontakt hatte. 

Der Weltgesundheitsorganisation WHO wurden bislang insgesamt über 1.000 laborbestätigte Fälle gemeldet, von denen über 40 Prozent tödlich endeten.

Die bisher bekannten Erkrankungen stehen mit einem Aufenthalt auf der Arabischen Halbinsel (Saudi Arabien, Jordanien, Jemen, Katar, Oman, Kuweit, Vereinigte Arabische Emirate) im Zusammenhang oder es handelt sich um Patienten, die Kontakt zu Reisenden in diese Länder ("Indexfälle") hatten. Hinzu kommt: In mindestens zwei Fällen kam es zu einer Infektion, bei der eine von dem Indexfall infizierte Person eine weitere Person angesteckt hat, die mit dem Indexfall keinen Kontakt hatte auch bezeichnet als Infektion der "dritten Generation".

Das im Sommer 2012 entdeckte Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus (MERS-CoV) hatte seit April 2014 immer wieder zu Berichten in den Medien geführt. Das RNA-Virus kann eine akut beginnende, grippeähnliche Erkrankung hervorrufen. Bei ungünstigem Verlauf geht die Erkrankung innerhalb einer Woche in eine Pneumonie über, die in ein akutes Atemnotsyndrom münden kann. Oft stellt sich zusätzlich ein Nierenversagen als Komplikation ein. Durchfälle sind ebenfalls ein häufiges Begleitsymptom.

Ansteckung

Nachdem viele Erkrankte über Kontakt zu Dromedaren berichtet hatten, konnten diese Tiere als Erregerreservoir ausgemacht werden. Wer die arabische Halbinsel besucht, sollte insbesondere vor einem Kontakt mit Dromedaren und von diesen stammenden Produkten gewarnt werden.

Da MERS-CoV auch bei Tieren im Sudan und in Äthiopien nachgewiesen werden konnte, ist nicht auszuschließen, dass auch aus anderen Ländern Infektionen importiert werden.

Bei engem Kontakt ist auch eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung möglich, wie Infektionen bei Familienangehörigen von Reiserückkehrern und Ausbrüche bei Krankenpflegepersonal gezeigt haben. Bislang gibt es keine Hinweise auf eine anhaltende Übertragung in der Allgemeinbevölkerung.

Verdacht auf MERS-CoV-Infektion 

Gemäß den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts besteht ein Verdacht, wenn

  • bei einer an respiratorischen Symptomen (unabhängig von der Schwere) erkrankten Person Kontakt zu einem bestätigten oder wahrscheinlichen Krankheitsfall bestand (wahrscheinlich = erfülltes klinisches Bild bei negativer Labordiagnostik + Kontakt zu bestätigtem Fall)  o d e r 
  • wenn sich ein Patient mit einem akuten respiratorischen Syndrom (mit oder ohne Fieber und mit oder ohne Husten; klinisch, radiologisch oder histopathologischer Hinweis auf entzündliches Infiltrat sowie Verdacht, dass die unteren Atemwege betroffen sind (Pneumonie; akutes Atemnotsyndrom)) innerhalb der letzten 14 Tage vor Erkrankungsbeginn in einem Land der Arabischen Halbinsel oder in angrenzenden Ländern aufgehalten hat oder Kontakt mit einer medizinischen Einrichtung des Gesundheitswesens in Südkorea hatte (Krankenhaus, Notfallaufnahme, Arztpraxis).

Bei Kontakt zu bestätigten oder wahrscheinlichen Fällen sollte auch eine leichte Atemwegserkrankung umgehend auf MERS-CoV abgeklärt werden. Häufungen von Pneumoniepatienten, die einen epidemiologischen Zusammenhang erkennen lassen, sollten ebenfalls auf MERS-CoV untersucht werden.

Probenmaterial

MERS-CoV vermehrt sich zunächst vor allem in Zellen tieferer Lungenabschnitte. Besonders geeignet zur Diagnostik sind daher Proben aus dem unteren Respirationstrakt:

  • bronchoalveoläre Lavage
  • Trachealaspirat
  • Sputum (kein Speichel)

Auch aus Nasen-/Rachenabstrichen (trockene Tupfer), Rachenspülwasser und Nasopharynxaspirat kann die Diagnostik erfolgen.

Diagnostik

Die Untersuchung erfolgt im Labor Dr. Wisplinghoff mittels der vom Robert Koch-Institut empfohlenen Referenzmethode (hochsensitive RT-PCR).

Hygiene

Zum Schutz sollte bei Verdachtsfällen streng auf Hygiene geachtet und ein Atemschutz getragen werden. Im Krankenhaus gelten bei wahrscheinlichen oder gesicherten Fällen die strengen Hygienemaßnahmen entsprechend den Empfehlungen für Erkrankung durch das SARS-Virus.

Für Rückfragen stehen Ihnen unsere Fachärzte gerne zur Verfügung.

Dr. med. Roger Grosser Dr. med. Franz-Jürgen Tollmann
Tel.: 0221/ 940 505 202 Tel.: 0221/ 940 505 673
r.grosser@wisplinghoff.de f.tollmann@wisplinghoff.de

Literatur und weiterführende Informationen

Weltgesundheitsorganisation zum aktuellen Sachstand zum neuen Coronavirus (MERS-CoV)
www.who.int/csr/disease/coronavirus_infections/en/

Information des Robert Koch-Institutes zu Erkrankungsfällen durch das MERS-CoV
www.rki.de/DE/Content/InfAZ/M/MERS_Coronavirus/MERS-CoV.html

Pressemitteilung des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung vom 16.6.2015 http://www.ms.niedersachsen.de/aktuelles/presseinformationen/patient-mit-middle-east-respiratory-syndrome-coronavirus-wird-in-niedersachsen-behandelt-131895.html

Falldefinition des Robert Koch-Institutes zu schweren respiratorischen Erkrankungen in Verbindung mit MERS-CoV
www.rki.de/DE/Content/InfAZ/M/MERS_Coronavirus/Corona_Falldefinition.pdf

Empfehlungen des Robert Koch-Institutes für die Hygienemaßnahmen und Infektionskontrolle bei Patienten mit schwerem akutem respiratorischem Syndrom (SARS)
www.rki.de/DE/Content/Infekt/Krankenhaushygiene/Erreger_ausgewaehlt/SARS/SARS_pdf.pdf