Urin
Urin
Untersuchung
- Urin, nativ oder per Urintauchmedium: Kultur auf aerobe Keime ab >10 hoch 4 Keime / ml
- Blasenpunktionsurin: Kultur auf aerobe Keime bei jeder Keimzahl
- Katheterurin: Kultur auf aerobe Keime ab > 10 hoch 3 Keime / m
- Dauerkatheterurin: Alle Urine auf Anforderung Kultur auf Pilze Kultur auf Mykoplasmen Chlamydien-SDA Tbc, Trichomonaden
Hinweise zur Probenahme
Mittelstrahlurin
- Verwendung des ersten Morgenurins, mindestens 3h nach der letzten Miktion
- Zubehör:
- sterile Baumwolltupfer
- warmes Leitungswasser
- steriles Auffanggefäß und steriles Urintransportgefäß
- keine Verwendung von Seife und Desinfektionsmittel
- Vorbereitung der Uringewinnung bei Frauen
- Ausziehen der Unterwäsche
- Waschen der Hände mit Seife und Wasser, Abtrocknen mit Einweghandtuch
- Reinigung der Vulva von vorn nach hinten mit in handwarmes Wasser getauchtem Tupfer, dreimaliges Wiederholen mit jeweils neuem Tupfer
- Trocknen der Harnröhrenöffnung mit Tupfern
- Spreizen der Labien bis Uringewinnung abgeschlossen
- Vorbereitung der Uringewinnung bei Männern
- Ausziehen der Unterwäsche
- Waschen der Hände mit Seife und Wasser, Abtrocknen mit Einweghandtuch
- Zurückziehen des Präputiums
- Reinigung der Glans penis mit Tupfer und warmem Wasser, Wiederholung mit neuem Tupfer
- Trocknen der Harnröhrenöffnung mit neuem Tupfer
- Urinentnahme
- Auffangen von etwa 10 ml Urin 3 Sekunden nach Beginn der Miktion in sterilem Urinbecher
- Vermeidung einer Verunreinigung durch Becherrand, Hand oder Kleidung
- Verschließen des Transportröhrchens und Beschriftung
- rascher Transport ins Larbor
- bei Transportverzögerung Lagerung im Kühlschrank bei 2 – 8°C
- bei bettlägerigen und alten Patienten sowie bei Kindern Durchführung der Urinentnahme von geschultem Personal
Urin auf Schistosomen
- Verwendung von 10ml Urin / letzte Portion, Probengewinnung besonders um die Mittagszeit und nach körperlicher Anstrengung – optimal 24h - Sammelurin
Katheterurin
- Katheterisierung zur Uringewinnung in Ausnahmefällen, d. h. wenn Mittelstrahlurin und Blasenpunktion nicht möglich
- gründliche Reinigung der Urethralmündung
- Gefahr der Kontamination und der iatrogenen Infektion
Dauerkatheterurin
- Risiko der Kontamination bei Dauerkatheterpatienten
- Uringewinnung durch Punktion des Katheters nach Desinfektion am Entnahmeventil, nicht aus dem Sammelbeutel
Blasenpunktionsurin
Kontaminationsfreie Entnahme durch suprapubische Punktion
- unter streng aseptischen Kautelen zur Minimierung des Kontaminationsrisikos
- Indikation bei Beeinträchtigung der Uringewinnung mit anderen Methoden sowie bei fraglichen bakteriologischen Ergebnissen aus Voruntersuchungen (z. B. Mischkulturen, unklare Leukozyturie)
Beutelurin
- Urin aus Einmalplastikklebebeuteln bei Säuglingen
- zur orientierenden Untersuchung bzw. zum Ausschluss einer Infektion
- Kontaminationsrisiko durch Standort- und Darmflora
Urin aus Darmersatzblase/Konduit
- Uringewinnung aus proximalem Abschnitt des Konduits mittels Einmalkatheter nach Induktion der Diurese
- Risiko einer Mischbesiedelung mit hohen Keimzahlen
Urintransportmedien
Nativer Urin ist für die Diagnostik zu bevorzugen!
- Steriles Urintransportröhrchen oder steriler Urinbecher
- Transport ins Labor innerhalb von 2 Stunden nach Probenentnahme in einem sterilen Transportgefäß
- bei Verzögerung Lagerung im Kühlschrank bei 2 – 8°C
- Vorteile:
Möglichkeit der makroskopischen und mikroskopischen Untersuchung
Bestimmung der Keimzahl
Nachweis antimikrobiell wirksamer Substanzen
- Urineintauchnährböden (Urindips, Uricult®, Urotube®, etc.)
- gleichmäßiges und vollständiges Benetzen der Medien
- Verwendung nur bei Verzögerungen beim Transport
- Transport innerhalb von 2 Stunden nach Probenentnahme ins Labor
- Bei Verzögerung Lagerung im Kühlschrank bei 2 – 8°C
- Nachteile:
kein zuverlässige Keimzahlbestimmung
Zeitverlust von 24 h in der Bearbeitung, da Subkultivierungen notwendig werden
keine Beurteilung der Urinbeschaffenheit
Bewertung der kulturellen Ergebnisse von Mittelstrahluntersuchungen
Hinweise zur Interpretation bei nicht antibiotisch vorbehandelten Erwachsenen (KBE (Kolonie bildende Einheiten) = "Keimzahl"):
- < 10^3 KBE*/ml: nicht signifikante Bakteriurie
- 10^4 bis < 10^5 KBE/ml: möglicherweise relevante Bakteriurie
- > 10^5 KBE/ml: signifikante Bakteriurie
Besonderheiten:
- Individuelle Klärung der ätiologischen Bedeutung und Therapiebedürftigkeit bei
- antibiotischer Therapie
- Nachweis von Sprosspilzen
- Kindern
- Schwangeren
- Vorerkrankungen
- Diabetes mellitus
- Beim Blasenpunktionsurin ist jede nachgewiesene Keimzahl relevant.