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Zika-Virus

In den vergangenen Tagen wird zunehmend von einem neuen Virus und massenhaften Infektionen in Mittel- und Südamerika berichtet, auch aus den USA wurden erste Fälle gemeldet. Das mediale Interesse ist nicht zuletzt wegen der anstehenden Olympischen Spiele in Rio de Janeiro groß. In Brasilien werden derzeit auch wegen des Karnevals großangelegte Entseuchungsmaßnahmen durchgeführt.

Das Zika-Virus gehört zu den Flaviviren, es wurde erstmals 1947 in Zika Forest in Uganda isoliert. Das Virus ist mit dem Dengue-Virus und dem West-Nil-Virus eng verwandt; auch das Zika-Virus wird durch Aedes-Mücken auf den Menschen übertragen. Bis 2007 waren nur wenige sporadische Infektionen in Afrika und Asien bekannt geworden – danach hat es mehrfach größere Ausbrüche auch außerhalb Afrikas und Asiens gegeben. Das Virus wurde vermutlich während der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 nach Brasilien importiert, zurzeit wird von größeren Epidemien in Ozeanien und Südamerika berichtet.

Symptome

Die bisherigen Symptome sind insgesamt eher milderer Natur; nicht selten verläuft die Infektion subklinisch. Als Symptome wurden Fieber, Gelenkbeschwerden, Hauterscheinungen, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Erbrechen, Konjunktivitis genannt. Die Beschwerden halten in der Regel nur einige Tage an. Bislang sind nur wenige Komplikationen dokumentiert, darunter einige Fälle von Guillain-Barré-Syndrom sowie vereinzelte Todesfälle.

In südamerikanischen Ländern – vor allem in Brasilien – wird von einem vermehrten Auftreten einer Mikroenzephalie bei Neugeborenen berichtet. Es wird vermutet, dass sich die Mütter während der Schwangerschaft mit dem Zika-Virus infiziert haben. Ob ein kausaler Zusammenhang zwischen maternaler Infektion und dem Mikroenzephalus besteht, ist noch nicht wissenschaftlich geklärt. Was auffällig ist: In den letzten zwölf Monaten kam es in Brasilien zu einem deutlichen Anstieg der Fälle von Mikroenzephalie bei Kindern auf über 3.000 – 4.000 Betroffene. Im Vergleich dazu wurden dort im Jahr 2014 nur 147 Fälle berichtet.

Da die kindlichen Fehlbildungen mit einer während der Schwangerschaft der Mutter akquirierten Zika-Virus-Infektion im Zusammenhang stehen könnten, wird Schwangeren von Reisen in betroffene Gebiete mit einer hohen Infektionsrate abgeraten.

Situation in Deutschland

In Deutschland werden sporadische Fälle von Infektionen mit dem Zika-Virus berichtet, die aus Endemiegebieten importiert wurden, darunter auch ein Fall in Köln. Eine Weiterverbreitung in Deutschland wird nicht erwartet, da einerseits die passenden Vektoren – die Aedes-Mücken – fehlen und andererseits von einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung bisher nicht ausgegangen wird. In den lateinamerikanischen Ländern wird allerdings eine Infektion durch virustragende Körperflüssigkeiten diskutiert; genannt werden zum Beispiel Blutkonserven oder Sperma. Verlässliche Zahlen liegen bisher nicht vor.

Diagnose

Bei der in der Regel milden Symptomatik ist eine klinische Differenzierung zwischen anderen Tropenviren wie dem Dengue-Virus oder dem Chikungunya-Virus kaum möglich. Hier sei noch einmal erwähnt, dass in den Ländern Latein- und Südamerikas das Dengue-Virus mit einer sehr hohen Infektionsrate jedes Jahr ebenfalls endemisch ist. In Brasilien wurden beispielsweise in den letzten Monaten mindestens 1,2 Millionen Infektionen registriert.

  • Die Bestimmung des Dengue-Virus ist serologisch aus Blut möglich,
  • das Zika-Virus kann über eine PCR aus Urin oder Blut nachgewiesen werden.

Gegen das Zika-Virus ist derzeit keine kausale Therapie oder Impfung möglich.

Empfehlungen

Folgende Präventivmaßnahmen sind zu empfehlen:

  • Schwangere sollten nicht in Gebiete mit aktuellem Zika-Virus-Ausbruch einreisen. Lässt sich eine Reise in eine betroffene Region nicht vermeiden, wird eine Beratung durch einen Tropen- oder Reisemediziner mit Kenntnis der jeweiligen aktuellen epidemiologischen Situation vor Abreise dringend empfohlen.
  • Auf einen konsequenten persönlichen Mückenschutz ist zu achten: Lange, bedeckende, möglichst helle Kleidung sowie mehrmals tägliches Auftragen von Repellentien auf unbedeckte Hautflächen haben sich bewährt.
  • Räume (Hotels) in den betroffenen Ländern sollten mit Klimaanlage und Fliegengitter ausgestattet sein; für die Schlafplätze sollten imprägnierte Moskitonetze zur Verfügung stehen.

Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Dr. med. Roger Grosser
FA für Laboratoriumsmedizin
FA für Mikrobiologie, Virologie u. Infektionsepidemiologie
Tel.: 0221 940 505 202
E-Mail: r.grosser@wisplinghoff.de

Literatur

  • Auswärtiges Amt: Merkblatt für Beschäftigte und Reisende – Zika-Virus-Infektion
  • Online-Informationen des CDC (Centers for Disease Control and Prevention): Zika Virus
  • Online-Informationen des Centrum für Reisemedizin
  • Informationen der Stadt Köln