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Lassa-Virus: Patient verstirbt in Köln an hämorrhagischem Fieber

In den vergangenen Tagen ist in der Kölner Universitätsklinik ein Patient an hämorrhagischem Fieber verstorben. Als ursächlicher Erreger konnte das Lassa-Virus identifiziert werden.

Allgemeine Anmerkungen zum Lassa-Virus

Das Lassa-Fieber wird zu den hämorrhagischen Fiebererkrankungen gezählt. Das Virus gehört zu den Arenaviren, ist also ein RNA-Virus. Es hat eine Lipidhülle und ist relativ labil. Beim Erhitzen von mindestens einer Stunde über 60 Grad Celsius werden die Lassa-Viren inaktiviert.

Der natürliche Wirt der Lassa-Viren sind sogenannte Natal-Vielzitzenmäuse (Mastomys natalensis), die in Afrika südlich der Sahara leben. Diese Nagetiere erkranken selbst nicht; sie scheiden die Viren lebenslang in erster Linie im Urin im hohen Maße aus. In der Regel tragen nur Tiere in Westafrika das Virus – hier reicht die Durchseuchung der Tiere je nach Region von fast 100 Prozent bis hin zu nur wenigen betroffenen Tieren. Da die Nagetiere den Menschen in Westafrika auch als Nahrungsquelle dienen, werden bei der Zubereitung ebenfalls Lassa-Viren übertragen. Neben dem Verzehr kontaminierter Nahrung werden als Übertragungswege verletzte Haut, Schleimhaut und Areosole beschrieben.

Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich. Allerdings ist die Übertragung sehr von Zeitpunkt der Infektion abhängig. Solange kein Blutkontakt besteht, ist der Erkrankte bei üblichen sozialen Kontakten vor Symptombeginn sowie zu Beginn der Krankheit nicht ansteckend. Im Verlauf entwickelt sich eine hohe Virämie. In der zweiten Krankheitswoche (7. bis 10. Tag) sind auch Körperflüssigkeiten wie Speichel und Urin als infektiös zu betrachten. Nosokomiale und Laborinfektionen durch Körperflüssigkeiten sind bekannt. Aerogene Infektionen bei engem Patientenkontakt mit Speichel, Rachensekret etc. sind ebenfalls möglich. In dieser Phase ist eine sexuelle Übertragung, aber auch eine diaplazentare Weitergabe bekannt.

In Deutschland ist das Virus nicht heimisch. Grundsätzlich besteht in Deutschland keine Gefahr für eine Ansteckung.

Symptome

Der Hauptanteil der Infektionen verläuft eher subklinisch. Grundsätzlich zeigt sich nach einer kurzen Inkubationszeit von 2-14(21)Tagen ein langsamer Krankheitsbeginn mit Fieber und uncharakteristischen  grippeartigen und gastrointestinalen Symptomen. Genannt werden hier:

  • retrosternale Schmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Konjunktivitis
  • stärkere Myalgien
  • Husten
  • Übelkeit sowie Erbrechen

Eine schmerzhafte ulzerierende Pharyngitis, teilweise mit Glottisödem, wird als relativ krankheits-spezifisch betrachtet. Ein makulopapulöses Exanthem kann auftreten.

In der zweiten Krankheitswoche treten Ödeme des Gesichtes und der Augenlider auf, ebenso sind Pleura- und Perikardergüsse erkennbar. Blutungsneigung sowie neurologische Symptome (Enzephalopathie, Krämpfe, Somnolenz, Koma) leiten einen schweren Verlauf ein. Die Patienten versterben in einem irreversiblen Schockzustand. Infektionen in der Schwangerschaft verlaufen häufig besonders schwer.

Die Patienten sind nach überwundener Erkrankung lange Zeit geschwächt. Als Residuen können Taubheit und Ataxie in der Rekonvaleszenzzeit auftreten.

Vorgehen

Bei einem begründeten Verdacht auf eine Erkrankung sollte sofort eine virologische Diagnostik eingeleitet werden. Die Labordiagnostik ist Speziallaboratorien vorbehalten. In Deutschland wird eine Lassa-Virus-Diagnostik im Bernhard-Nocht-Institut (BNI) für Tropenmedizin, im Institut für Virologie der Universität Marburg und im Robert Koch-Institut durchgeführt.

Für den Versand der Proben sind entsprechende Sicherheitsvorschriften zu beachten.

  • Die Proben sind per Kurier zu transportieren.
  • Der Anforderungsschein muss vom Untersuchungsgut getrennt bleiben, um Kontaminationen zu vermeiden.

Therapie

Zur Therapie wird Ribavirin eingesetzt. Je früher die Therapie beginnt, umso besser sind die Chancen des Patienten. Beginnt die Therapie innerhalb der ersten sechs Tage nach Fieberbeginn, lässt sich die Letalität bei Patienten mit ungünstiger Prognose erheblich senken.

Präventivmaßnahmen

Eine Impfung gegen Lassaviren gibt es bisher nicht.

Endemiegebiet:

  • Durch eine konsequente Bekämpfung der übertragenen Nagetiere im Endemiegebiet kann das Infektionsrisiko deutlich vermindert werden.
  • Lebensmittel sollten vor den Nagetieren sicher aufbewahrt werden.

Bei Reisen in Endemiegebiete sollten alle Aktivitäten unterbleiben, die einen Kontakt mit Nagetieren oder ihren Exkrementen nach sich ziehen könnten.

Importierte Krankheitsfälle
Bei einem importierten Lassa-Fall ist einerseits die sichere kompetente und schnelle Behandlung des Patienten wichtig, andererseits der Schutz von Kontaktpersonen, um eine sekundäre Ansteckung zu verhindern. Parallel sollte ein Verdachtsfall auch sofort dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Die bestmögliche Behandlung für den Patienten sollte schnellst möglich begonnen werden; eine Verlegung in ein geeignetes Behandlungszentrum ist zu erwägen. Die Gefahr einer sekundären Ansteckung durch Körperflüssigkeiten ist nicht zu unterschätzen, Personal mit direktem Patientenkontakt sollte sich entsprechend schützen. Die Laboruntersuchungen sind wie oben schon erwähnt nur in den speziellen Laboratorien erlaubt.  

Maßnahmen für Kontaktpersonen
Von großer Bedeutung ist eine intensive Ermittlung aller Kontaktpersonen und ggf. deren Überwachung. Alle erfassten Kontaktpersonen werden nach ihrem Expositionsrisiko in eine der folgenden Kategorien eingeteilt:

  • Kategorie Ia: Kontaktpersonen mit hohem Risiko; Personen, die direkten/invasiven Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten von erkrankten Personen hatten
  • Kategorie Ib: Kontaktpersonen mit erhöhtem Risiko; Personen, die auf intakter Haut Kontakt mit Blut oder Körperflüssigkeiten oder Kontakt mit Aerosol hatten
  • Kategorie II: Kontaktpersonen mit mäßigem Risiko; Personen, die längeren Kontakt zu erkrankten Personen hatten (z. B. pflegende Angehörige) oder die Kontakt mit Gegenständen hatten, die mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten kontaminiert gewesen sein könnten
  • Kategorie III: Kontaktpersonen mit geringem Risiko; Personen, die Kontakte zu Erkrankten hatten, bei denen aber kein Kontakt mit Blut oder Körperflüssigkeiten bestand (z. B. Aufenthalt im gleichen Raum) bzw. medizinisches Personal, das intakte Schutzanzüge und Respiratoren getragen hat

In den letzten 40 Jahren gab es in Deutschland nur eine Handvoll importierter Lassa-Virus-Fälle. Auch wenn die meisten Infektionen mit Lassa-Virus einen eher milden Verlauf haben, sollte man nicht übersehen, dass das Virus zu den hämorrhagischen Fiebererregern gehört und bei komplizierten Verläufen ohne Therapie mehr als die Hälfte der Patienten versterben können.

Das Virus kommt in Deutschland nicht vor, somit besteht hierzulande kein Infektionsrisiko. Allein von importierten Fällen geht ein Risiko für direkte Kontaktpersonen aus, etwa das behandelnde Personal.
 
Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Dr. med. Roger Grosser
FA für Laboratoriumsmedizin
FA für Mikrobiologie, Virologie u. Infektionsepidemiologie
Tel.: 0221 940 505 202
E-Mail: r.grosser (at) wisplinghoff.de

Literatur

  • Lassafieber – RKI-Ratgeber für Ärzte
  • Molekulare Diagnostik für Lassa-Fieber in Nigeria: Artikel des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin
  • Lassa Fever: Online-Informationen des Centers for Disease Control and Prevention
  • Lassa-Fieber: Patient stirbt in Kölner Uniklinik: Online-Informationen des Westdeutschen Rundfunk (WDR)